22.11.2022 Wirtschaftspolitik#

Umverteilung = Interesse der Armen vs. Interesse der Reichen

  • diese Betrachtung ist verkürzt!

  • eigentlich ist Umverteilung eine Win-Win-Sache

Erläuterung:

  • Leistungen des Sozialstaats = Interpretation als Liquiditätshilfe / Versicherung

  • Sozialpolitik = Überwindung von Dilemmata, bspw.

    • der Humankapitalinvestitionen (Bildung)

    • Umgang mit Lebensrisiken (Krankenkassen)

Armack und die MW#

Leistungen der Marktwirtschaft:

  • Statisch: Allokation der Güter anhand der Präferenzen / Verbrauch

    • sozial an sich

  • Dynamisch: Zwang zum Innovieren / Wettbewerb

    • sozialer Aufstieg / Abstieg möglich

Sozialpolitik = zusätzlich zu MW

  • soziale Ausgestaltung des Wettbewerbs = Ordnung für Verbraucher

  • Korrigieren der Einkommensprozesse = Steuern für Transfers

    • „Korrektur“ / „Einkommensumleitung“

Sozialpolitik vs Lenkung:

  • Unterscheidung in den Instrumentarien, nicht Zielen

  • marktkonforme Sozialpolitik

marktkonform: Maßnahmen zur sozialen Zielen, ohne störend in die Marktapparatur einzugreifen, Preisfunktion erhalten!

  • Mietstopp = inkonform

  • Zuschüsse als Einkommenstransfer = konform, da Wohnungspreise intakt

Werte der Sozialen Marktwirtschaft:

  • Freiheit = Marktwirtschaft

  • Soziales = Politik als „Gegensteuern“

Versicherungen in der Sozialpolitik#

Funktion einer Bremse

  • das Auto schneller fahren lassen

  • Möglichkeit einer Bremse erlaubt höhere Geschwindigkeiten

=> Versicherungsarrangements = erlauben Risiko

Risiko = Wohlstandssteigernd

Venedig ist nicht durch Handel reich geworden, sondern durch das Versicherungswesen, dass (Fern-)Handel ermöglicht hat
  • Schiffseigner konnten Teile ihrer Ladung im Voraus verkaufen

  • = Versicherungslogik

  • Risikoteilung erlaubt weitere Wege = insgesamt mehr Wohlstand

  • nicht zwingend für individuellen Schiffer

Kreditsystem und Bildung#

  • wichtige Lebensrisiken nicht privat absicherbar

    • weil bereits bei Geburt

  • Staat übernimmt mit Versicherungspflicht

=> Staat und Markt = komplementär

  • Investitionen in öfftl. Infrastruktur = wohlstandssteigernd

  • Zusätzl. Wohlstand = finanziert Leistungen

Staat und Markt#

Aufgaben:

  • Rechtspolitik: Überwindung sozialer Dilemmata

    • bspw. Definition Eigentumsrechte für Käufer/Verkäufer Dilemma

  • Wirtschaftspolitik: Etablierung Dilemmata

    • bspw. zwischen Produzenten

  • Sozialpolitik: Überwindung Dilemmata

    • bspw. Sozialversicherungen

Text#

Autor: Armack Müller
Titel: Wirtschaftsordnung und Wirtschaftspolitik
Kapitel: Soziale Marktwirtschaft
Datum: 1966

Müller Armack:

  • Soziologe

  • Staatssekreätr unter Erhard

Soziale Marktwirtschaft:

Eucken und v. Hayek überbrückten den (falschen) Gegensatz zwischen Minimal- und Maximalstaatsvorstellungen nicht quantitativ, sondern qualitativ: Weder muss eine moderne Gesellschaft auf Politik verzichten, um in den Genuss von Marktergebnissen zu kommen, noch muss sie, um Ergebnisverbesserungen zu erreichen, den Markt durch eine politische Außerkraftsetzung interventionistisch zerstören. Es geht letztlich darum, die Funktionsweise von Märkten zu fördern, und zwar durch eine politische Gestaltung des institutionellen Rahmens, in dem Marktprozesse ablaufen.

  • Begriff Soziale Marktwirtschaft (SM): bezeichnet die wirtschaftspolitische Gesamtkonzeption Ludwig Erhards.

  • Sinn der SM: verbindet Marktfreiheit mit sozialem Ausgleich und wurde deshalb populär, zumal die Funktionslogik zentraler Planung klar vor Augen stand.

  • Wissenschaftliche Fundierung der SM (u.a. durch Eucken und von Hayek): Wettbewerb ist als Organisationsmittel unerlässlich, bedarf aber einer Rahmenordnung, um dauerhaft zu funktionieren und soziale Probleme zu lösen.

  • Idee der SM: jenseits des Altliberalismus (Laisser-Faire) und Sozialismus (zentraler Dirigismus). Ziel: Wettbewerbswirtschaft für sozialen Fortschritt

  • Soziale Leistung der wettbewerblich verfassten Marktwirtschaft:

    • Orientierung der Produktion an Verbrauch,

    • Innovationen erhöhen Produktivität und

    • Erosion wirtschaftlicher Sonderstellungen, die zu einseitiger Einkommensbildung führen würden

  • Weitere Möglichkeiten zur sozialen Ausgestaltung der Wirtschaftsordnung: (a) institutionelle Sicherung des Wettbewerbs und (b) Sozialpolitik durch Einkommensumleitung

  • Regulatives Prinzip der Sozialpolitik: Marktkonformität (statt Preisbindung)

  • Konjunkturpolitik muss nicht markt-inkonform sein

  • Historischer Erfolg der SM: wesentliche Verbesserung der Lebensbedingungen für breite Schichten der Verbraucher

  • SM als Programm für die Zukunft

  • SM als (erfolgreiche!) semantische Innovation: „Mit der Sozialen Marktwirtschaft hat erstmalig in der Entwicklung der Massendemokratie ein Begriff aus der Welt der Freiheit Resonanz gefunden.

Fragen:

  1. Was ist soziale MW

  2. Wie bestimmt Müller-Armack die soziale Funktion des Wettbewerbs?

  3. Welche Auffassung vertritt Müller-Armack im Hinblick auf Umverteilung?